Frau Saga berichtet, dass sich unter dem steilen Felsen, im Schweigen der Labyrinthe, das Wunderschloss des Zwergenkönigs Hübich befunden hätte. Hübich, der Rübezahl des Oberharzes, war ein wohlwollender Geber, der den notleidenden Grundnern half, wo er nur konnte. Deshalb nannte ihn der Volksmund Giebich oder Hübich.
Sein Zauberschloss unter dem Hübichenstein hatte die Natur in geheimnisvoller, jahrhundertelanger Arbeit mit verschwenderischer Pracht und Buntheit ausgestattet. Reiche Tropfsteingebilde von unaussprechlichem Stimmungsreiz erstrahlten hier in den großen Sälen in wundersamen Farben und Tönungen. An den Decken hatten sich die mit Kalk und anderen Stoffen gesättigten Wassertropfen gesammelt und ließen bei ihrer Verdunstung Gebilde zurück, die sich durch Milliarden verdunsteter Tropfen immer mehr vergrößerten. Diese Stalaktiten hingen bald wie riesige Eiszapfen, bald wiederum wie seltsame feine Spitzengewebe herab.
In ähnlicher Weise wie die Deckenbildungen wuchsen vom Boden aus die Stalagmiten empor, die in Jahrtausenden von auffallenden Tropfen eine reiche Welt sonderbarster Formen bildeten. Oft hatten sich die herabhängenden Stalaktiten mit den aufstrebenden Stalagmiten vereinigt und bildeten kostbare Gewebe und Geländer mit Verzierungen und Schnörkeleien von prächtigem Formenreichtum. Durch die verschiedene Zusammensetzung ihrer Bestandteile schufen die ungezählten Wassertropfen einen nicht zu beschreibenden Farbenreichtum. Während der Diadochit den Tropfstein in den Tönungen vom blendendsten Weiß bis zum schönsten Rotbraun gefärbt hatte, schaffte der Orthodiadochit eine beinahe kirschrote Farbe. Arseneisenoker mischte ein wundervolles Goldgelb, und dazwischen flammten leuchtende, himmelblaue Tropfsteingebilde, die ihre Färbung von dem Mineral Melanterit erhalten hatten.
In diesen kostbaren Hallen und Sälen, die nur vom Eigenlicht der funkelnden Kristalle erleuchtet wurden, scharten sich die kleinen Erdgeister um ihren zwerghaften König, der unter einem Baldachin, der von blendenden Stalaktiten gebildet wurde, auf einem Sessel von purem Golde thront. Hier tafelten sie dermaleinst mit ihrem geschätzten König Hübich an den steinernen Tischen aus Schüsseln von seltenen Erzen mit Bestecken von kostbarem Metall und tranken aus kristallenen Bechern. Sie trugen ihre Schätze im großen Königssaal zusammen und freuten sich der funkelnden Pracht des Goldes und der Edelsteine. Mit ihren unförmigen Gestalten trippelten sie durch die Höhlen und Gänge und wachten eifersüchtig über ihre Geheimnisse. Nahte ein Mensch, verschwanden sie lautlos in ihrer Unterwelt.
„Ja, ja, das waren Zeiten,
als König Hübich noch
mit allen seinen Leuten
hier auf der Berge Joch
flink Tag und lange Nächte
mit Federpfeilen schoss,
wenn jemand sich erfrechte,
zu klettern auf sein Zauberschloss.“
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